22. Oktober 2018
Vortrag über Hofer Land in der Nazizeit
„Das Hofer Land im Schatten des Reichsadlers“ – darüber hat Kreisarchivpfleger Adrian Roßner jetzt im Evangelischen Gemeindehaus in Schwarzenbach an der Saale einen Vortrag gehalten. Anlass: Die Anne Frank Ausstellung, die im Juli dieses Jahres in der alten Grundschule in Selbitz besichtigt werden konnte. Selbitz war die einzige Station der Wanderausstellung des Anne-Frank-Zentrums Berlin in ganz Bayern.
Was geschah eigentlich in Stadt und Landkreis Hof, als Anne Frank mit ihrer Familie in Amsterdam lebte und 1944 nach Westerbork, Ausschwitz und Bergen-Belsen verschleppt wurde?
Adrian Roßner spannte den Bogen vom Ausrufen des Deutschen Kaiserreichs 1871 in Versailles bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Er vertiefte die Zeit vom Aufbau des Dritten Reiches bis zu seinem Ende exemplarisch an der Stadt Münchberg.
Anschaulich bis Detail informierte Roßner die 40 Zuhörer, wie die NSDAP eine Bevölkerung mit hohem Arbeiterpotential vereinnahmte und im gesellschaftlichen Leben bis in die kleinsten Ortschaften hinein omnipräsent war. Personen, die nicht dazugehören wollten, wurden ausgegrenzt und schließlich entfernt.
Allein in Münchberg lebten zu Beginn der 1930er Jahre sechs jüdische Familien, schon 1939 wurde protokolliert, dass die Stadt jetzt judenfrei sei.
Roßner: „Für die Menschen, die diese Zeit selbst erlebt haben, ist es schwierig, sie in Gänze zu begreifen. Erst der Rückblick macht dies möglich.“
Für den Kreisheimatpfleger gibt es aktuell politische Parallelen in der Polemik von Äußerungen, wie „Wir werden sie jagen“ oder „Merkel muss weg“. Diese heutige Radikalisierung, die sehr viele Teile der Gesellschaft mitnehme, müsse bedenklich stimmen, so Roßner. „Wir sind es den Menschen schuldig, die früher für die Freiheit der Gesellschaft eingestanden sind, heute zu handeln.“