14. Mai 2019

„Vollder Osten – Leben in der DDR“

Traurigkeit. Freude. Abschied. Sehnsucht.

Es sind Bilder, die vom Auge direkt ins Herz gehen.

Müde Menschen auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Jugendliche, gelangweilt vor einem runtergekommenen Club. Ein verfallener Altbau hinter dem Werbeschild eines Möbelhauses. Vor den zerschlagenen Fenstern und der heruntergekommenen Fassade prangt der Schriftzug: "Wohnkultur".

Es sind Bilder über das Leben der Menschen in der ehemaligen DDR. Fotografiert von Harald Hauswald in den achtziger Jahren.

„Voll der Osten – Leben in der DDR“, so der Titel der Sonderausstellung, mit der das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth in das diesjährige Jubiläumsjahr 30 Jahre Friedliche Revolution startet.

Foto: Harald Hauswald/OSTKREUZ

Foto: Harald Hauswald/OSTKREUZ

Die Plätze im Ausstellungsraum des Museums reichen zur Eröffnung der Ausstellung nicht aus. Das Interesse an den Bildern, die das ungeschminkte Leben der Menschen in der ehemaligen DDR zeigen, ist enorm. Die rund 70 Besucher, darunter Bürger aus Mödlareuth, Vertreter aus Politik, Partner und Freunde des Museums sowie Schüler der zehnten Klassen zweier Gymnasien aus Wittenberg und Weißenburg, sind begeistert von der Authentizität der Ausstellung. „Betrachtet man die Fotos, bekommt man irgendwie ein beklemmendes Gefühl“, so eine Schülerin. Tatsächlich haben die über 100 Fotos von Fotograf Harald Hauswald, der selbst in der DDR aufgewachsen ist, nichts gemein mit dem staatlich verordneten Idealbild des glücklichen sozialistischen Menschen. Vielmehr vermitteln sie ein realistisches Bild des damaligen Alltags.

Der Historiker und Buchautor Stefan Wolle, der ebenfalls in der DDR groß geworden ist, hat zu den Bildern Texte geschrieben. Die Ausstellungstafeln verlinken mit QR-Codes zu kurzen Videointerviews, in denen der Fotograf darüber berichtet, wie das jeweilige Foto entstanden ist.

„Eigentlich hat man das alles damals als normal empfunden“, so Hauswald. Seine Aufnahmen veröffentlichte der Fotograf in den achtziger Jahren als erster DDR-Fotograf auch in westdeutschen Magazinen, darunter im „Stern“ oder in „Geo“. Die Arbeiten blieben natürlich auch den SED-Behörden und der Stasi nicht verborgen. Mehr als ein Dutzend Mal saß er deshalb zum Verhör.

„Auch wenn subjektiv, zeigen sie doch in allen Bilddokumenten die vielfältigen Facetten des DDR-Alltags, die die Bürger dazu bewegten, auf die Straße zu gehen und damit die Friedliche Revolution in Gang setzten“, fasst Museumsleiter Robert Lebegern die Eindrücke der Ausstellung zusammen.

Die Ausstellung wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Kooperation mit dem Ostkreuz-Verein für Fotografie konzipiert. Sie ist bis zum 15. September 2019, von Dienstag bis Sonntag von 9.00 bis 18.00 Uhr, sowie nach Vereinbarung geöffnet.

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14. Mai 2019