Untersuchungen des LPV: Es hüpft und fliegt am Haidberg bei Zell
Dass der Haidberg bei Zell als Schutzgebiet eine außergewöhnliche Lebensraum- und Pflanzenzusammensetzung beherbergt, ist weithin bekannt. Neueste Erkenntnisse aus dem Serpentinitprojekt des Landschaftspflegeverbands Landkreis und Stadt Hof stellen die Bedeutung für zahlreiche gefährdete Falter- und Heuschreckenarten heraus.
Der Haidberg bei Zell ist einer der Serpentinitstandorte im Landkreis Hof, der aktuell im Rahmen des Biodiversitätsprojektes „Lebende Extreme auf Blauem Fels – Das Serpentinitprojekt in Nordostoberfranken“ des Hofer Landschaftspflegeverbands genauer unter die Lupe genommen wird.
Detaillierte Untersuchungen während der Managementplan-Erstellung zum FFH-Gebiet „Serpentinitstandorte am Haidberg südwestlich Zell“ zeigten die Vorkommen von seltenen Pflanzenarten, wie dem Grünen Streifenfarn, der Arnika oder dem Deutschen Ginster, auf.
Ziel des aktuellen Projekts ist es unter anderem, herauszufinden, ob auch die Fauna von den außergewöhnlichen Lebensräumen auf dem seltenen, schwermetallhaltigen Serpentinitgestein profitiert. Deshalb wurden verschiedene Artengruppen untersucht. Im letzten Jahr wurden Tag- und Nachtfalter kartiert, dieses Jahr liegt der Fokus auf Reptilien.
Anfang Juli gab es für Interessierte die Möglichkeit, an einer Schmetterlings- und Heuschreckenexkursion am Haidberg teilzunehmen. Bei strahlendem Sonnenschein konnte die Biologin Anja Hager die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die hüpfenden und fliegenden Insekten vor Ort begeistern. Viele Schmetterlinge gab es zu keschern, jedoch wenige Arten. Unter anderem flogen zahlreiche Braunaugen, aber auch einige Schillerfalter, die alle nach der Bestimmung wieder freigelassen wurden.
Die Kartierergebnisse aus dem letzten Jahr spiegeln dieses nur mäßige Artenspektrum wider. „Insgesamt können wir überall einen generellen Rückgang vieler Arten betrachten“, berichtet Anja Hager während der Exkursion. Dies läge unter anderem an fehlenden Lebensraumstrukturen und einem Mangel an Futterpflanzen für die Falter und ihre Raupen. Unter den 25 auf dem Haidberg gefundenen Tagfalterarten wurden nichtsdestotrotz fünf Arten festgestellt, die auf der Roten Liste Bayerns geführt werden, u.a. der Wachtelweizen-Scheckenfalter und der Violette Feuerfalter. Auch einige gefährdete Heuschreckenarten waren zu finden, darunter der Heidegrashüpfer und der Kleine Heidegrashüpfer. Daraus kann geschlossen werden, dass der Haidberg und auch die anderen Serpentinitstandorte als wichtige Lebens- und Rückzugsräume für selten gewordene und teilwiese stark gefährdete Arten dienen.
Die Serpentinitstandorte in den Landkreisen Hof und Kulmbach werden durch Klimawandel und Nährstoffeinträge massiv beeinträchtigt. Moose und Gräser überwuchern Felsspalten und verdrängen konkurrenzschwache Pflanzen, wie den stark gefährdeten Braungrünen Streifenfarn. Der Landschaftspflegeverband wirkt diesen Beeinträchtigungen durch geeignete Pflegemaßnahmen entgegen. Das Projekt wird von der Regierung von Oberfranken mit Mitteln des Bayerischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert und endet vorerst im Dezember 2022. Weitere Infos und aktuelle Meldungen zum Projekt und der Arbeit des LPV finden Sie auf der Internetseite des Landschaftspflegeverbands unter www.lpv-hof.de.
Bilder: Der Haidberg bei Zell bietet Tagfaltern und Heuschrecken wertvolle Lebensräume. Der Große Schillerfalter war eine der Schmetterlingsarten, die die Biologin Anja Hager bei der Exkursion des Landschaftspflegeverbands am Haidberg zeigen konnte – und danach wieder unversehrt freiließ.