1. Juni 2021

Shuttlebetrieb startet im Werksverkehr der REHAU AG + Co

Seit gut einem Jahr läuft das Kooperations- und Forschungsprojekt Shuttle Modellregion Oberfranken (SMO), zu dem sich Stadt und Landkreis Hof, die Stadt Rehau, der Landkreis Kronach, der Automobilzulieferer Valeo, die REHAU AG + Co, die Regionalbus Ostbayern GmbH, die Hochschulen Hof und Coburg sowie die TU Chemnitz zusammengeschlossen haben.

Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderte Pilotprojekt untersucht die Möglichkeiten, automatisierte Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr einzusetzen. Die elektrisch angetriebenen „People Mover“ sollen in naher Zukunft zum Straßenbild gehören und einen Beitrag zur Verkehrswende leisten.

“Unser Ziel ist es, im Rahmen des Forschungsprojektes innovative und vor allem zukunftsfähige Lösungen im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs zu schaffen und damit vor allem den Menschen im ländlichen Raum neue Möglichkeiten der Mobilität zu bieten. Die Erkenntnisse, die wir vor Ort gewinnen werden, sind wichtig, um weitere Entwicklungsschritte voranzutreiben”, so Landrat Dr. Oliver Bär.

Im Bild von links nach rechts: Shuttle-Operator Peter Fett, Thomas Kluge (REHAU AG + Co), Landrat Dr. Oliver Bär, Kerstin Kropf (3. Bürgermeisterin Rehau), Jürgen Werner (Mitglied d. Geschäftsleitung REHAU AG+ Co) und Ernst Opel (SMO-Projektmanager Stadt Rehau)

Mittlerweile ist die Entwicklung des Projektes so weit fortgeschritten, dass der Werksverkehr der Firma REHAU AG + Co in den Regelbetrieb gehen kann.

Ziel ist, die Beförderung der Beschäftigten des Unternehmens zwischen unterschiedlichen Standorten der REHAU AG + Co mit den Navya Shuttles zu ermöglichen. Eine bisher mit klassischen Kleinbussen durchgeführte Mobilitätslösung wird dabei durch die selbstfahrenden Shuttles ergänzt.

Die Fahrzeuge wurden zu diesem Zweck auf den Streckenverlauf vom Gebäude Rheniumhaus bis zum Gebäude Strontium (über Otto-Hahn-Straße, Regnitzlosauer Straße, Höllbachweg, Zehstraße; der Rückweg erfolgt über die Sonnenstraße, Regnitzlosauer Straße und Otto-Hahn-Straße) angelernt und bewegen sich auf einer „virtuellen“ Schiene. Das bedeutet, die Fahrzeuge orientieren sich an der Infrastruktur mittels Sensoren und Kameras. Sobald sie auf eine unbekannte, also zuvor nicht erlernte Situation treffen, schalten sie in einen Sicherheitsmodus und die Unterstützung des Operators ist erforderlich. Diese abweichenden Konstellationen werden erfasst und ausgewertet, um daraus Schlüsse zu ziehen und ggf. Anpassungen vorzunehmen.

„Wir freuen uns, an diesem zukunftsweisenden Projekt mitwirken zu können. Wir haben eine Teststrecke ausgewiesen, um die Möglichkeiten des autonomen Fahrens unter realen Umgebungsbedingungen zu testen. Das im automatisierten Level 2 fahrende Shuttle hat sich in der Stadt Rehau auf einer Autobahnzubringerstraße zu bewähren und Bahnübergänge im autonomen Modus zu überqueren. Im Zuge der Projektarbeit wurden geeignete Lösungsansätze erarbeitet, um diese Forschungsziele zu erreichen. Die Route 1 wird heute eröffnet, die Route 2 durch die Innenstadt ist in Vorbereitung. Damit leistet die Stadt Rehau einen wesentlichen Beitrag, um das autonome Fahren voranzubringen“ so die 3. Bürgermeisterin Kerstin Kropf.

„Darüber hinaus war und ist es uns wichtig, die Shuttles so auszustatten, dass sie schon heute Sicherheitsstandards erfüllen, auch wenn diese noch nicht gesetzlich vorgeschrieben sind“, ergänzt Ernst Opel, SMO Projektmanager der Stadt Rehau. „So fahren unsere Fahrzeuge beispielsweise nicht wie herkömmliche Shuttles fast geräuschlos, sondern wurden unter anderem mit einem geschwindigkeitsabhängigen Soundsystem (AVAS) sowie einem Abbiegeassistenten zur rechtzeitigen Erkennung von seitlich überholenden Fahrradfahrern ausgestattet. Diese Konzepte wurden in Rehau erstmals in Shuttles umgesetzt und mittlerweile von andern Kommunen übernommen.“

Neben den eigens für den Betrieb geschulten Begleitpersonen (Operator) wurden durch die Stadt Rehau Maßnahmen der Infrastruktur umgesetzt und weitere technische Lösungen in den Fahrzeugen ergänzt, die die Sicherheitsanforderungen verbessern und den laufenden Verkehr möglichst gering beeinflussen sollen. Das Rehauer Konzept besteht u.a. aus der auffälligen Kennzeichnungen der Strecke, der Einrichtung einer Halteverbotszone und zwei Ausweichbuchten sowie der Shuttle-Kommunikation (über V2X und Sitraffic Stream) mit den Ampelanlagen.

Die begleitende Entwicklung und Forschung sind wesentliche Elemente des Projekts. Hierzu gehören sowohl die Erprobung zusätzlicher Lösungen für die Erkennung von Umfeld und Verkehrssituation als auch eine umfangreiche Akzeptanzforschung bei den potenziellen Fahrgästen. Zusätzlich werden Informations- und Reaktionssysteme untersucht. Die dezentrale Überwachung des Betriebs ist ebenfalls einer der Bestandteile des Forschungsprojekts.

„Unser Unternehmen ist sehr stolz, bei dieser Entwicklung ein Stück weit Pionierarbeit geleistet zu haben. REHAU hat das Übermorgen im Kopf, ist neuen Technologien gegenüber überaus aufgeschlossen und wir sind nur zu gerne bereit, uns an Zukunftsthemen wie diesem zu beteiligen. So ist dieses Förderprojekt eine sehr gute Gelegenheit, praktische Erfahrungen mit dieser neuen, revolutionären Technologie zu sammeln. Diese Erfahrungen werden wir nutzen, um auch weiterhin Ideen für moderne, leistungsfähige Produkte zu generieren,“ so Jürgen Werner, Mitglied der Geschäftsleitung der REHAU AG + Co.

Parallel zum jetzt startenden Werksverkehr, wird derzeit die Inbetriebnahme einer weiteren Strecke durch die Rehauer Innenstadt vorbereitet, die dann auch von der Rehauer Bevölkerung genutzt werden kann. Hierbei soll künftig auch ein Bahnübergang mit dem Shuttle im autonomen bzw. manuellen Betrieb überquert werden. Für die Absicherung dieser Bahnübergangsüberquerung wurden von der Stadt Rehau zwei Lösungsvorschläge erarbeitet, die in einem weiteren Schritt nun geprüft werden.

Das gesamte Forschungsprojekt SMO erstreckt sich im Raum Oberfranken auf die im Landkreis Hof gelegene Stadt Rehau, die Stadt Hof sowie den Landkreis Kronach. Während in Rehau die Betriebsstandorte der REHAU AG + Co untereinander verbunden werden, steht in Kronach die touristische Anbindung der Festung Rosenberg und in Hof die Verbindung vom Bahnhof zur Innenstadt im Mittelpunkt des Forschungsprojektes.

Unterschiedlichste Partner aus Industrie, Gebietskörperschaften und Wissenschaft (siehe unten) sind am Projekt beteiligt und haben bisher einen erfolgreichen Weg beschritten, um die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr zu gewährleisten und so öffentliche Mobilität neu zu gestalten.

Über die Projektpartner:

Die Projektpartner des Forschungsprojektes Shuttle-Modellregion Oberfranken (SMO) sind der Landkreis Hof, der Landkreis Kronach, die Stadt Rehau sowie die Stadt Hof als Gebietskörperschaften. Der Konsortialführer Valeo Schalter und Sensoren GmbH am Standort Kronach trägt mit seiner Erfahrung und Expertise im Bereich autonomes Fahren, Fahrzeugsensorik, Algorithmik und Teleoperation zum Projekt bei. Dazu kommen die REHAU AG + Co sowie die Regionalbus Ostbayern GmbH in Hof und die OVF Omnibusverkehr Franken GmbH in Kronach.

Am Projekt beteiligt sind außerdem die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Hof und Coburg, die Technische Universität Chemnitz sowie die Logistik Agentur Oberfranken e.V. und die Nuts One GmbH.

Weitere Informationen zum Kooperations- und Forschungsprojekt Shuttle Modellregion Oberfranken (SMO) finden Sie auch unter www.shuttle-modellregion-oberfranken.de

In Rehau stehen für das Projekt SMO die Herren Kluge (REHAU AG+Co) – Tel. 09283-777343 (thomas.kluge@rehau.com) und Opel (Stadt Rehau) – Tel.: 0175-5257199 (ernst.opel@stadt-rehau.de) als Ansprechpartner zur Verfügung.

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1. Juni 2021