22. Juli 2024

Parlamentarische Staatssekretärin Ekin Deligöz besucht Verfahrenslotsen im Helmbrechtser Kreisel

Ekin Deligöz, parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat das Hofer Land besucht. Gemeinsam mit politischen Vertretern der Region sowie Vertretern aus der Jugendhilfe und des Jugendamtes, der Diakonie Hochfranken sowie den beiden Verfahrenslotsen des Landkreises Hof hat sie sich über die inklusive Kinder- und Jugendhilfe im Hofer Land informiert.

„Inklusion ist ein grundlegendes Prinzip der Kinder- und Jugendhilfe. Alle Familien mit Kindern, ob mit oder ohne Behinderungen, sollen einen einfachen Zugang zu Unterstützungsleistungen erhalten. Daher setze ich mich für ein Bundesgesetz ein, das die inklusive Kinder- und Jugendhilfe gesetzlich regeln soll“. So Deligöz.

Die Kinder- und Jugendhilfe im Landkreis Hof nimmt in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle ein, weshalb deren Arbeit auch über die Grenzen Bayerns immer wieder im Gespräch ist. Ekin Deligöz war bei einer Konferenz in Berlin, zu der Gerhard Zeitler, Leiter des Jugendamtes, als Referent geladen war, auf die Arbeit im Landkreis Hof aufmerksam geworden und wollte sich daraufhin auch vor Ort ein Bild machen.

Zudem wurde das Jugendamt des Landkreises Hof im September 2022 als eines von zehn Ämtern in Bayern für das „Modellprojekt Verfahrenslotsen“ ausgewählt und ist seitdem mit seinen beiden Verfahrenslotsen Franziska Müller und Gerhard Tröger einer der Wegbereiter für inklusive Jugendhilfe.

„Wir sind in den Räumen des Helmbrechtser Kreisels der Diakonie Hochfranken untergebracht und unterstützen von dort aus Familien von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung oder drohenden Behinderung. Das bedeutet, wir sind direkter Ansprechpartner und stehen den Familien beratend zur Seite, um nötige und sinnvolle Hilfen aus einer Hand zu bekommen“, erklärt Gerhard Tröger.

 

Bisher waren die Hilfen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nach der geltenden Zuständigkeit nicht inklusiv. Für Antragsteller ohne Behinderung – mit Ausnahme einer seelischen Behinderung – ist bislang das Jugendamt zuständig. Für Menschen mit Behinderung sind in Bayern meist die Bezirke im Zuge der Eingliederungshilfe verantwortlich.
Genau hier setzt die Arbeit der Verfahrenslotsen an: Sie fungieren als übergeordnete Integrationslotsen für Familien, aber auch für Instanzen. Ihren Schwerpunkt setzen sie dabei auf die Schnittstelle zwischen dem Hilfeberechtigten und dem Leistungsgewährenden und sind so fester Bestandteil einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe. Sie begleiten und beraten mit dem Ziel, junge Menschen und ihre Familien an diesen Schnittstellen zu unterstützen und mit ihnen im Rahmen der Möglichkeiten ein von Selbstbestimmung und Teilhabe geprägtes Leben zu gestalten.

Anfang dieses Jahres wurde vom Bund die flächendeckende Einführung der Verfahrenslotsen in allen Jugendämtern beschlossen. Diese sollen als Vorbereitung für eine weitreichende inklusive Lösung fungieren, die dann ab 2028 gelten soll. Dazu wurde von der Bundesregierung nun ein Gesetzesentwurf erarbeitet, der noch in diesem Jahr beschlossen werden soll. Im persönlichen Gespräch in Helmbrechts lotete Ekin Deligöz aus, wie die Akteuren vor Ort über die geplante Reform denken, gab gleichzeitig auch ein paar Einblicke in den Referentenentwurf.

„Wir sind im Landkreis Hof bereits auf einem sehr guten Weg. Dennoch wünschen wir uns von dem neuen Gesetz für unsere tägliche Arbeit mehr Klarheit. Damit diejenigen, die Hilfe benötigen, wissen wer ihr Ansprechpartner ist und wer ihnen schnell und zielführend helfen kann“, so Gerhard Zeitler, Leiter des Fachbereichs Jugend, Familie und Soziales im Landratsamt Hof.

Ein wesentlicher Vorteil vor Ort ist die gewachsene und gute Vernetzung, wie Landrat Dr. Oliver Bär und Manuela Bierbaum, Geschäftsführerin der Diakonie Hochfranken im Gespräch mit der parlamentarischen Staatssekretärin berichten. Gleichzeitig machten beide auch auf die aktuellen Herausforderungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit aufmerksam:

„Wir sehen, dass uns zurückliegende wie aktuelle Krisen insbesondere auch in der Jugendhilfe vor große Herausforderungen stellen, vor allem auch in personeller Hinsicht stellt. Dabei sind pragmatische Lösungen, und eine gute Zusammenarbeit besonders gefragt“, so Landrat Dr. Oliver Bär.

Manuela Bierbaum ergänzt: „Unsere große Stärke ist die hervorragende Vernetzung aller Beteiligten. Vom Jugendamt, der Diakonie als Träger, über die Verbänden und engagierten Vereine, bis hin zur Lebenshilfe – vieles gelingt uns bereits im Kleinen sehr gut, dennoch brauchen wir dringend ein Gesetz, dass und einen entsprechenden Rahmen bietet.“

Die parlamentarische Staatssekretärin Ekin Deligöz bedankte sich für den detaillierten Einblick in die tägliche Arbeit vor Ort: „Mir ist bewusst, dass die inklusive Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe gerade für die Kommunen eine große Aufgabe darstellt. Ein wichtiger Schritt dahin ist die Einrichtung eines Verfahrenslotsen. Ich freue mich, dass die Verfahrenslotsen hier im Landkreis Hof bereits sehr frühzeitig und bürgernah ihre Arbeit aufgenommen haben. Es war ein toller Austausch über die Erfahrungen, die der Landkreis Hof damit gemacht hat.“

Die beiden Verfahrenslotsen des Landkreises Hof Franziska Müller und Gerhard Tröger sind telefonisch unter 09281/57-410 bzw. 09281/57-565 oder per Mail an verfahrenslotsen@landkreis-hof.de zu erreichen.

Landrat Dr. Oliver Bär, Geschäftsführerin der Diakonie Hochfranken Manuela Bierbaum, Parlamentarische Staatssekretärin Ekin Deligöz, Jennifer Keil (Diakonie Hochfranken, Koordinatorin Helmbrechtser Kreisel) und Gerhard Zeitler, Leiter der Leiter des Fachbereichs Jugend, Familie und Soziales im Landratsamt Hof

 

zurück

22. Juli 2024