16. Juli 2019
Modellprojekt „Netzwerk Pflege“ startet
Der Bereich Pflege und Gesundheit befindet sich in starkem Wandel und das aus gutem Grund. Wie etwa der jüngste BARMER-Pflegereport bestätigt, stehen beispielsweise pflegende Angehörige an der Grenze der Belastbarkeit und sind nachweislich häufiger krank als nicht pflegende Angehörige. Auf die Frage nach Wünschen zur Entlastung werden mehrheitlich Aspekte wie weniger Bürokratie bei Antragstellungen, einheitliche Ansprechpartner bei Fragen, bessere Beratung und Aufklärung im Bereich Pflege sowie eine Interessenvertretung für pflegende Angehörige genannt. Die Strukturen verändern sich auch auf politischer Ebene. Pflegeberufe-, Präventions-, Pflegestärkungsgesetz oder nicht zuletzt das vergangene Woche verabschiedete Digitale Versorgungsgesetz – alles neu, angefangen von einer neuen Pflegeausbildung bis hin zu neuen digitalen Möglichkeiten wie der elektronischen Patientenakte. Für Pflegebedürftige und deren Angehörige bringen die neuen Regelungen einige Verbesserungen mit sich. Um alle Akteure auf die anstehenden Veränderungen bestmöglich vorzubereiten bzw. die Neuerungen gut in die tägliche Praxis zu übertragen, hat sich der Landkreis Hof, gemeinsam mit der Stadt Hof dazu entschlossen, künftig gemeinsame Wege zu gehen. Ziel ist es, ab sofort und zusammen mit allen Partnern aus den Bereichen Gesundheit und Pflege stärker und enger zusammenzuarbeiten, um die Themenfelder zukunftsfähig und vor allem nah an den Bedürfnissen von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen weiterzuentwickeln.
Hierzu wurden von Stadt und Landkreis Hof erfolgreich Mittel des Ausgleichsfonds der Pflegeversicherung beantragt. Als eine der ersten Regionen Bayerns startet im Hofer Land nun die „Erprobung innovativer Modellvorhaben zur Förderung regionaler Netzwerke im Bereich Pflege“. Unter dem Titel „Netzwerk Pflege“, einem Konzept von Elke Rebert-Friedrich (Landkreis Hof) und Dr. Katharina Bunzmann (Stadt Hof) erfolgte die Antragstellung auf Fördergelder, die positiv ausfiel. Beim Konzept „Netzwerk Pflege“ steht der Mensch im Mittelpunkt und um ihn herum ein Pflege-Netzwerk, das reibungslos und lückenlos ineinandergreift. Was plausibel und einfach klingt, sah bislang in der Praxis anders aus. Genau hier, wo es die Verzahnung innerhalb der beteiligten Institutionen zu verbessern gilt, setzt das „Netzwerk Pflege“ an. Ute Hopperdietzel unterstützt seit Anfang Juli als Projektumsetzerin das Team. „Das Wichtigste ist, dass die Bürger in Stadt und Landkreis Hof, seien es Menschen mit Pflegebedarf, Menschen mit Demenz, aber auch deren Angehörige, im Mittelpunkt stehen. Die Bürger sollen möglichst zeitnah spüren, dass erste Maßnahmen der Vernetzung Orientierung schaffen, um sich im Pflegedschungel besser zurechtfinden zu können“, so Hopperdietzel
Geplant ist, im ersten Schritt die Beratung und Begleitung Pflegebedürftiger und deren Angehörigen zu stärken. Hierzu wurden bereits erste Gespräche mit den Fachstellen für pflegende Angehörige geführt. Die beiden Träger der Fachstellen des Caritasverbandes Stadt und Landkreis Hof e.V. und der Rummelsberger Diakonie möchten künftig enger zusammenarbeiten und werden noch in diesem Jahr eine entsprechende Kooperationsvereinbarung beschließen. Ziel ist es Beratung „wie aus einer Hand“ flächendeckend als Beratungsteam in Stadt und Landkreis Hof anzubieten. Die neue Stelle „Netzwerk Pflege“ wird den Prozess begleiten. Weiter sollen bestehende Angebote rund um das Thema Pflege und Demenz, wie etwa häusliche Betreuungsangebote oder ambulante Pflegedienste künftig übersichtlich und digital für jeden zugänglich gemacht werden, um die richtigen Ansprechpartner vor Ort leichter zu finden. Darüber hinaus wird es regelmäßig Pflegekonferenzen mit allen Akteuren zu Themenschwerpunkten geben, um die Vernetzung auch zwischen den Institutionen der Pflege voranzutreiben.
Landrat Dr. Oliver Bär und Oberbürgermeister der Stadt Hof Dr. Harald Fichtner sind überzeugt: „Mit dem Netzwerk Pflege schaffen wir ein absolut zeitgemäßes Pflege- und Gesundheitsangebot für die Bürgerinnen und Bürger im Hofer Land. Darüber hinaus ein Angebot, das den Alltag Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen maßgeblich erleichtern wird. Dadurch gelingt es uns, die Bereiche Pflege und Gesundheit nicht nur zielgruppenorientiert, sondern auch zukunftsfähig zu gestalten.“ In der ersten Pflegekonferenz wurde bereits das Thema „Generalistische Pflegeausbildung“ und die entsprechende Zusammenarbeit zur reibungslosen Einführung zum Jahresbeginn 2020 diskutiert. Eine zweite Pflegekonferenz soll noch in diesem Jahr stattfinden. Schwerpunkthema wird dann der Bedarf an Pflegestrukturen wie Kurzzeit- oder Tagespflegeeinrichtungen sein sowie die Vorstellung der staatlichen Fördermöglichkeiten zur Bedarfsdeckung in den Bereichen.
Das Projekt in Kürze:
Projekttitel: Netzwerk Pflege
- Fördergeber: Ausgleichsfond der Pflegeversicherung nach § 45 c Abs. 9 SGB XI
- Förderzweck: Erprobung innovativer Modellvorhaben zur Förderung regionaler Netzwerke im Bereich Pflege
Projektziele:
- Weiterentwicklung und Organisation bereits bestehender Netzwerkstrukturen
- Stärkung der Versorgung und Unterstützung Pflegebedürftiger und deren Angehöriger
- Auf- und Ausbau der Qualität der Zusammenarbeit
- Förderzeitraum: bis 31.12.2020
- Förderhöhe: Förderquote 50% bei max. 20.000 Euro pro Projektjahr und Kommune