8. April 2025
Landkreis Hof bewirbt sich für immaterielles Kulturerbe

„Immaterielles Kulturerbe“ – diesen Titel strebt der Landkreis Hof für die Heimat- und Wiesenfeste in der Region an und steigt deshalb nun aktiv in das Bewerbungsverfahren ein.
Eine Region der traditionellen Feste
34 Heimat- und Wiesenfeste gibt es im Landkreis Hof sowie in angrenzenden Gemeinden. Sie alle verbindet eine lange Tradition, gelebtes Brauchtum, Zusammenhalt und Ehrenamt sowie generationenübergreifender Spaß und Freude am Feiern. Attribute, die perfekt in das Anforderungsprofil für eine Bewerbung zum immateriellen Kulturerbe passen:
„Unsere Heimat- und Wiesenfeste haben eine lange Tradition und sind in besonderer Art und Weise mit unserer Region verbunden. Wir haben deshalb einen Prozess gestartet, an dessen Ende wir hoffen, dass unsere Heimat- und Wiesenfeste immaterielles Kulturerbe werden“, so Landrat Dr. Oliver Bär.
„Die Wiesenfeste haben ihren Ursprung in den früheren Gregori-Feiern“, erklärt Bertram Popp, Kreisheimatpfleger und Leiter des Oberfränkischen Bauernhofmuseums in Kleinlosnitz. Einer der ältesten Hinweise auf ein Wiesenfest stammt laut Popps Nachforschungen aus Schwarzenbach an der Saale. Hier soll bereits 1803 ein Wiesenfest stattgefunden haben.
„Unser Ziel ist es, nicht nur die Vergangenheit zu erforschen und konservieren, sondern auch die Weiterentwicklung, das Weitergeben der Tradition von Generation zu Generation aufzuzeigen und die Begeisterung für die Wiesenfeste widerzuspiegeln“, so Popp.
Bewerbungsphase gestartet
Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Kristan von Waldenfels haben sich Landrat Dr. Bär und Bertram Popp bereits mit dem Leiter des zuständigen Instituts für Volkskunde in München ausgetauscht und die weiteren Schritte im Bewerbungsverfahren eruiert. Das Auswahlverfahren selbst läuft in mehreren Stufen ab. Alle zwei Jahre besteht die Möglichkeit, sich in seinem Bundesland um die Aufnahme ins Verzeichnis zu bewerben. Bis Ende Oktober hat der Landkreis Hof Zeit, seine Bewerbung einzureichen. Danach erfolgt die Begutachtung einer unabhängigen bayerischen Expertenkommission. Diese unterbreitet dann Vorschläge für das Bayerische Landesverzeichnis sowie die Nominierung für das Bundesverzeichnis. Danach geht es dann auf internationale Ebene.
Aktiv an Bewerbung teilnehmen
Zunächst geht es nun allerdings darum, eine aussagekräftige und überzeugende Bewerbung zusammen zu stellen. Dazu steht der Landkreis bereits in engem Austausch mit allen Heimat- und Wiesenfest-Gemeinden. Zudem sollen aber auch die Bürgerinnen und Bürger der Region, Vereine und Organisatoren in den Bewerbungsprozess eingebunden werden.
„Die Menschen, die sich hier – zumeist ehrenamtlich – für unsere Wiesenfeste engagieren, tragen dazu bei, dass etwas von Generation zu Generation weitergetragen wird, was weit über die Region hinaus einen Wert hat und etwas Besonderes ist. Unsere Heimat- und Wiesenfeste zeichnen sich dadurch aus, dass sie von einem besonderen ehrenamtlichen Engagement geprägt sind und Vereine wie Schulen wesentlich mit einbezogen werden. Umzüge schmücken die Heimat- und Wiesenfeste und sind ein wesentlicher Bestandteil ebenso wie Spiele für die Kinder. Insgesamt ein Erlebnis für Jung und Alt, das von Generation zu Generation hinweg begeistert“, schwärmt Landrat Dr. Oliver Bär.
Infotermin in Kleinlosnitz
Um die Bewerbung so vielfältig und authentisch wie möglich zu gestalten, lädt der Landkreis Hof am Dienstag, den 24. Juni 2025, um 17:30 Uhr zu einem Treffen ins Bauernhofmuseum nach Kleinlosnitz ein. Die Einladung richtet sich an alle Bürgerinnen und Bürger, denen etwas an ihrer Heimat und insbesondere an den Wiesenfesten liegt und die mit ihren Ideen, Perspektiven oder auch Zeitdokumenten die Besonderheiten der Feste herausstellen können.
Historische Fotos, Plakate oder andere Dokumente können zudem auch gerne per Mail an Bertram Popp (bertram.popp@kleinlosnitz.de) geschickt werden.
Das immaterielle Kulturerbe
Die UNESCO wurde am 16.11.1945 gegründet, 1972 wurde das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt beschlossen. 2003 folgte das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes (aktuell über 700 Einträge auf der internationalen Liste)
2013 trat die Bundesrepublik Deutschland dem Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes bei. Das bundesweite Verzeichnis umfasst derzeit 168 Einträge.
Auf bayerischer Ebene läuft in diesem Jahr die siebte Bewerbungsrunde. Das bayerische Landesverzeichnis umfasst bisher 84 Einträge.