22. Mai 2024

Die Kreuzotter – das Reptil des Jahres braucht Schutz

Bild (v.l.): Roman Diezel (Bayerische Forstverwaltung), Stefan Braun (Biodiversitätsberater des Landkreises Hof), Ines Gareis (Rangerin des Naturparks Frankenwald), Andreas Bayer (Ökologische Bildungsstätte Oberfranken)

Die Kreuzotter ist das Reptil des Jahres 2024. Aus diesem Anlass haben sich regionale Experten für Wald, Tier und Naturschutz in einem naturbelassenen Steinbruch bei Schwarzenbach am Wald zu einer Begehung getroffen, um eine gewohnte Umgebung für die Kreuzotter zu erkunden.

Gemeinsam mit der Rangerin des Naturparks Frankenwald, Ines Gareis, Roman Diezel von der Bayerischen Forstverwaltung und Andreas Bayer von der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken hat Stefan Braun, der Biodiversitätsberater des Landkreises Hof, die Gruppe durch den Waldbereich zum ehemaligen Steinbruch bei Thron geführt. Hier wird sichtbar, wie sich Lebensräume verändern und der Wald sich neu entwickelt. Aus einer ehemals kargen Abbaustelle entwickelte sich ein abwechslungsreicher Lebensraum mit Zwergstrauchheiden und flachen Stillgewässern. Dies zeigt, wie sich die Natur solche Standorte zurückerobert und mit entsprechender Pflege vielfältige Lebensräume entstehen. Es ist wichtig, Menschen dafür zu sensibilisieren, wie wertvoll solche Lebensräume für Tiere wie die Kreuzotter sind.


„Als Gebietsbetreuer für den Naturpark Frankenwald würde es mich freuen, wenn Tiere wie die Kreuzotter mehr ins Bewusstsein gerückt werden würden. Wichtig ist, dass bedrohte Arten beobachtet werden, denn sie sind ein wichtiger Bestandteil der Artengemeinschaft, der nicht wegbrechen darf“
, so Andreas Bayer von der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken.

Deshalb wird nun zur Unterstützung ein Aufruf zu Sichtungen gestartet. Wenn eine Kreuzotter gesehen wird, sollten Informationen zum Fundort und bestenfalls ein Foto an den Naturpark Frankenwald übermittelt werden.

„Wir möchten der Kreuzotter im Frankenwald wieder auf die Spur kommen und gemeinsam deren Lebensräume verbessern. Wir sind über jeden Hinweis froh und freuen uns, wenn die Bevölkerung mitmacht und unser Reptil des Jahres, die Kreuzotter, somit wertschätzt“, so Ines Gareis, die Rangerin im Naturpark Frankenwald ist.

Charakteristisch für die Kreuzottern ist das Zickzackband auf dem Rücken sowie die senkrechten Pupillen. Die Grundfarbe der Tiere variiert stark, von fast weiß über grau, braun bis hin zu rot oder kupferfarben. Einige Tiere sind komplett schwarz. Ausgewachsene Tiere sind 50 bis 80 Zentimeter lang und können bis zu 200 Gramm schwer sein.

Kreuzottern verlassen sich oft auch einfach auf ihre gute Tarnung, was die Suche nach diesem stark gefährdeten Reptil wiederum erschwert. Sie lieben sonnige Biotope und sonnen sich gerne an Wald- und Wegrändern, um ihre Körpertemperatur zu regulieren, brauchen aber auch ausreichend Deckung (z.B. Zwergsträucher oder Baumstubben). Diese hilft auch um ausreichend Versteckmöglichkeiten zu haben. Da auf dem Speiseplan der Kreuzotter neben Waldeidechsen, Blindschleichen und Fröschen vor allem Kleinsäuger wie Mäuse stehen, helfen sie indirekt auch bei der Wiederaufforstung von Wäldern und verhindern die Beschädigung von Wurzeln bei Baumneupflanzungen.

„Wir möchten den Wald in den Fokus rücken. Früher waren die Kreuzottern hier oft aufzufinden, doch leider werden die Meldungen und Funde immer weniger. Das Landschaftsbild verändert sich durch den Borkenkäfer dramatisch. Auf den Schadflächen steht die Wiederaufforstung an. Die örtlichen Revierleiter an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) informieren gerne, wie es gelingt, Bewirtschaftung und Naturschutz zu verbinden. Bei der Weginstandsetzung können Biotope angelegt werden, ein Waldrand bietet Lebensraum und es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, wertvolle Strukturen zu erschaffen oder zu erhalten. Dabei unterstützt der Freistaat Bayern Waldbesitzer durch entsprechende Förderprogramme“, so Roman Diezel von der Fachstelle Waldnaturschutz Oberfranken.

Die Kreuzotter erlitt in den letzten Jahrzehnten starke Bestandseinbrüche. Grund dafür war neben dem Lebensraumverlust auch die direkte Verfolgung durch den Menschen. Bis vor 100 Jahren wurden sogar Prämien für erschlagene Kreuzottern gezahlt. Die Furcht vor der einzigen Giftschlange in unseren Breiten war sehr groß. Die Realität ist jedoch eine andere. Wenn die Kreuzotter die Möglichkeit zur Flucht hat, ergreift sie die Flucht. Bisse sind äußerst selten, nur in die Enge getriebene Kreuzottern beißen. Man sollte die Schlange daher einfach in Ruhe lassen. Sollte es doch zu einem Biss kommen, besteht für einen gesunden Menschen keine Lebensgefahr. Es sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden.

„Heute haben wir im Naturdenkmal ‚Steinbruchgelände westlich von Thron‘, welches vom Landschaftspflegeverband Hof seit vielen Jahrzehnten gepflegt wird, einen abwechslungsreichen und vielfältigen Lebensraum für Reptilien begutachtet“, so Stefan Braun, Biodiversitätsberater des Landkreises Hofs. „Er stellt einen wichtigen Trittstein bei der Verbreitung der Kreuzotter dar. Der Erhalt und die Entwicklung solcher Trittstein auch als Verbindung zum Naturpark Fichtelgebirge, bei dem es bereits seit 2022 ein Kreuzotterprojekt gibt, sind wichtige Aufgaben des Naturschutzes im Landkreis Hof. Die Kreuzotter stellt eine Schirmart dar, das heißt durch den Schutz der Kreuzotter schützen wir viele weitere Arten und Lebensräume.“

Der Naturpark Frankenwald und das Expertenteam freuen sich auf Einsendung von Sichtungen per E-Mail an: kreuzotter@lra-kc.bayern.de oder per Telefon an die: 09261-678395. Weitere Informationen gibt es auch unter: https://www.naturpark-frankenwald.de

Bild (v.l.): Roman Diezel (Bayerische Forstverwaltung), Stefan Braun (Biodiversitätsberater des Landkreises Hof), Ines Gareis (Rangerin des Naturparks Frankenwald), Andreas Bayer (Ökologische Bildungsstätte Oberfranken)

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22. Mai 2024