5. Dezember 2019

Demenz-Partner-Schulung in Naila

In allen 27 Kommunen des Landkreises sind ehrenamtliche Senioren- und Behindertenbeauftragte und Seniorenbeiräte des Landkreises Hof aktiv. Sie stehen Senioren und deren Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite, unterstützt von der Seniorenkoordinatorin im Landratsamt Hof, Elke Rebert-Friedrich. Um die wichtigen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer immer wieder in ihrer Arbeit zu stärken, werden Treffen zum Austausch und Fortbildungen angeboten. So hatte die Gesundheitsregion Plus Stadt und Landkreis Hof zu einer Demenzschulung im Rahmen der Initiative Demenz Partner der Deutschen Alzheimergesellschaft in das Klinikum Naila der Kliniken HochFranken eingeladen. In einer kurzen Einführung zum Thema Demenz stimmte Ute Hopperdietzel als Vertreterin der Arbeitsgruppe Pflege die Mitwirkenden mit einer Geschichte einer an Demenz leidenden Frau in die Lebens- und Gefühlswelt erkrankter Menschen ein. „Diese kann von Hoffnungslosigkeit, Wut, Angst oder Hilflosigkeit bestimmt sein, wenn zum Beispiel die nahestehenden Menschen nicht mehr erkannt werden, das liebste Hobby nicht mehr ausgeübt oder der Alltag nicht mehr gemeistert werden kann.“

Dr. med. Eckard Krüger, Chefarzt der Abteilung Akutgeriatrie und Frührehabilitation der Klinik Naila, informierte über das Krankheitsbild der Demenz, das sich nicht nur auf eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit von Nervenzellen reduzieren lasse. Dr. Krüger: „Die Veränderungen bei einer Demenz müssen sorgfältig unterschieden werden. Beispielsweise sind Gedächtnisstörungen von Aufmerksamkeitsstörungen zu unterscheiden, wie auch behandelbare Anteile der Demenz von unumkehrbaren Anteilen. Bei nahezu jeder Demenzerkrankung gibt es Anteile, die durchaus verbessert werden können, wenn der Mensch ein stabiles, freundliches und wohlwollendes Umfeld vorfindet, wenn der Tag- und Nachtrhythmus stabil ist, wenn der Mensch ausreichend Bewegung hat und qualitativ hochwertige Nahrung erhält.“ Nicht selten würden Medikamente auch zu einer Verschlechterung der Gedächtnisfunktion oder zu einer Störung der Aufmerksamkeit führen, was unbedingt von den behandelnden Ärzten zu berücksichtigen sei. Zugleich seien gerade Störungen in der Aufmerksamkeit, die im Alltag zum Teil nur schwer von Störungen des Gedächtnisses unterschieden werden könnten, sehr gut behandelbar – beispielsweise durch Ergotherapie, durch sinnvolle Beschäftigungen und durch Bewegung wie beim Tanzen. Der Chefarzt der Abteilung Akutgeriatrie und Frührehabilitation der Klinik Naila betonte, dass jede Demenz anders verlaufe, weil die Persönlichkeit des betroffenen Menschen den Verlauf der Demenz beeinflusse: „Bestimmte Charakterzüge können sich verstärken, genauso aber auch ins Gegenteil umschlagen, so dass ein eher impulsiver Mensch in seiner Demenz plötzlich ausgeglichen reagiert. Jeder Verlauf ist anders“.

Nicole Hartenstein (stellvertretende Pflegedienstleiterin an der Klinik Naila) schulte zum Umgang mit Menschen mit Demenz.

Interessant für die Teilnehmer der Demenzschulung waren auch Dr. Krügers Empfehlungen zu Vorbeugemaßnahmen – wie sich beispielsweise mindestens dreimal in der Woche 30 bis 60 Minuten zu bewegen und etwas Neues zu lernen – und die Information zu einer Studie zur Langlebigkeit. Den größten Einfluss darauf habe die Frage, welche Erwartungen man selbst gegenüber dem Alter habe. Dr. Krüger: „ Außerdem ist die Chance hoch, wenn man bis zum 90. Lebensjahr nicht an Demenz erkrankt ist, nicht mehr betroffen zu werden.“ Obwohl jeder etwas zur Vorbeugung beitragen könne, sei keiner vor der heimtückischen Krankheit gefeit, auch entsprechende heilende Medikamente gebe es bisher nicht. Der Chefarzt betonte hier, dass eines aber noch viel wichtiger sei als Medikamente, nämlich „eine gute Kommunikation, ein liebevoller Umgang und ein stabiles Umfeld“.

Nicole Hartenstein, stellvertretende Pflegedienstleiterin der Klinik Naila, informierte über den passenden Umgang mit Betroffenen: „Die Beziehung zum Menschen mit Demenz ist der Knackpunkt, weiche Faktoren wie Zuwendung und Ehrlichkeit spielen die größte Rolle.“ Anschaulich erklärte die Referentin die Lebenswelt eines Menschen mit Demenz. Man solle sich ein Bücherregal mit Geschichten im Alter von 0 bis 90 vorstellen. Irgendein Buch falle um und irgendeine Seite werde aufgeschlagen, mit Erlebnissen im Kindesalter, in denen die bereits verstorbenen Eltern beispielsweise auf dem Feld arbeiteten. Hartenstein: „Diskutieren Sie nicht über diese veränderte Wahrnehmung, sondern sprechen Sie Gefühle an, zeigen Sie Verständnis.“ Wichtig war auch der Anstoß eines Teilnehmers, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. „Angehörige sind die wichtigsten Bezugspersonen und Beziehungspflege gibt es nicht auf Rezept“, verstärkte Nicole Hartenstein.

Nach zwei informativen und intensiven Stunden überreichte Ute Hopperdietzel den Teilnehmern Broschüren zum Nachlesen. Schön war es zu hören, dass zwei ehrenamtlich tätige Damen den überreichten DemenzPartner-Anstecker stolz bei ihrer Aufgabe im Pflegeheim tragen werden.

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5. Dezember 2019