12. April 2023
Bundespräsident Joachim Gauck zu Gast in Mödlareuth
Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat heute auf Einladung von Landrat Dr. Oliver Bär Mödlareuth besucht. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt sowie Politikerinnen und Politikern aus Bayern und Thüringen besichtigte Gauck das Deutsch-Deutsche Museum. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, zahlreiche Fragen an Zeitzeugen und Mödlareuther zu dem damaligen Leben im geteilten Dorf, den Verboten und Einschränkungen im Grenzgebiet sowie den vielen Familienschicksalen zu stellen.
Gauck, gebürtiger Rostocker, zeigte sich dabei sehr bewegt und beeindruckt von der Geschichte Mödlareuths, den Geschehnissen im einst geteilten Ort, aber vor allem auch dem heutigen Umgang mit der Geschichte und der Aufarbeitung dieser im Museum:
„Dieser Ort hier erzählt auf beeindruckende Weise etwas über Veränderung. Über Veränderung, die man gar nicht mehr erwartet hätte. Wir DDR-Bürger, vor allem in meinem Alter, haben nicht mehr damit gerechnet, dass wir das Ende der DDR sehen würden. So viel Militär, so viel Überwachung, die Grenzsicherung – all das schien für die Ewigkeit da zu sein. Deshalb hatten wir lange das Gefühl, dass wir nichts mehr machen können. Mir ist es deshalb auch wichtig zu sagen: wenn wir in diesem Gefühl verharrt wären, dann stünde heute noch die Mauer. Was wir hier sehen ist, wie sich Veränderung auswirken kann. Ich bin sehr angetan von dem, was ich hier gesehen habe. Vor allem auch, dass Menschen aus Ost und West zusammen gute und wichtige Dinge tun. Denn wir brauchen die Erinnerung daran, dass das Unnormale normal werden kann“, so Gauck.
Nach einer ausführlichen Führung über das Außengelände des Museums nahm Gauck schließlich auch an einer Gesprächsrunde mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Jugendparlamente des Saale-Orla-Kreises sowie des Landkreises Hof teil. Sie nutzten die Gelegenheit, um mit ihm über seine Zeit als Bundespräsident, die Verwirklichung von eigenen Idealen sowie die Pflichten eines jeden Bürgers, die Rolle die Medien und der Wirtschaft in der Gewaltenteilung Deutschlands zu sprechen, aber auch darüber, wie man über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung das Ost-West-Denken in den Köpfen mancher Menschen aufbrechen kann.
Über zwei Stunden ließ sich Gauck Zeit, Mödlareuth, die Geschichte und die Menschen dieses Ortes kennen zu lernen. Landrat Dr. Oliver Bär bedankte sich für den hohen Besuch und die Bereitschaft Gaucks, insbesondere den jüngeren Gästen die Wichtigkeit des Nicht-Vergessens deutlich zu machen: „Es ist wichtig, jungen Menschen an diesem Ort zu vermitteln, wozu ein totalitäres System fähig ist und dass Freiheit über allem steht. Es ist eine große Auszeichnung, wenn sich ein Staatsoberhaupt, das wie kein anderes für das Leitmotiv der Freiheit steht, für diesen Ort interessiert. Einen Ort, wo das Dorf Museum ist und das Museum Dorf. Sie haben ein Stück dazu beigetragen, dass dieser Ort noch mehr als ein Ort des nationalen Gedenkens wahrgenommen wird“, so Landrat Dr. Bär.
Abschließend durfte natürlich auch der obligatorische Eintrag in das goldene Buch, bzw. in diesem Fall in gleich drei goldene Bücher nicht fehlen.