20. März 2018
Digitalisierung in der Instandhaltung
Die Bedeutung der Digitalisierung für die Produktion und die veränderte Bedeutung der Instandhaltung standen im Mittelpunkt des Abends zur „Instandhaltung 4.0“, der mittlerweile vierten Veranstaltung der Reihe „Digitalisierung als Chance – wie die Wirtschaft im Landkreis Hof profitieren kann“, zu der die Wirtschaftsförderung des Landkreises Hof in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informationssysteme (iisys) der Hochschule Hof eingeladen hatte. Das Interesse war groß. Rund 130 Gäste waren in die Räume des iisys gekommen, um sich über Instandhaltung 4.0 zu informieren und sich fit zu machen für die Digitalisierung. „Gerade diese biete so viele Chancen, um als Unternehmen erfolgreich und wettbewerbsfähig zu sein. Mit dem Abend heute möchten wir Ihnen Ideen und Impulse auf den Weg geben“, führte die Leiterin der Kreisentwicklung Izabella Graczyk in das Thema ein.
„Das größte ´Change-Management-Projekt´, das sie in Ihrem Leben erfahren werden“, so beschrieb Dr. Andreas Weber den Wandel, der mit der Digitalisierung in den Unternehmen einhergeht. Weber verantwortet den Bereich Instandhaltung beim Evonik-Konzern und gehört international zu den führenden Fachleuten auf diesem Gebiet. Am Ende ginge es nicht um das Produkt selbst, sondern um den Nutzen eines Produktes für den Käufer. Wer die Bedürfnisse der Kunden kenne, könne auch die Produkte und damit die Produktion beeinflussen. Plattformen wie Amazon oder HRS würden dies heute schon nutzen, indem sie sich zwischen den produzierenden Unternehmen und den Endverbraucher schieben würden. Man müsse Wandelungsfähigkeit trainieren, so der Redner weiter, denn keiner weiß, wohin sich sein Geschäft in den nächsten Jahren entwickelt und „dabei sollten wir nicht zu sehr an den Entscheidungen hängen, die wir gestern getroffen haben“. Die zunehmende Transparenz und Verfügbarkeit von Daten bringe eine neue Energie und verändere die gesamte Organisation in Unternehmen. Um eine reibungslose, zunehmend vernetzte Produktion zu gewährleisten, komme eine besondere Verantwortung auf Instandhalter in den Unternehmen zu, denn nur sie können dafür sorgen, dass ihre Anlagen auch noch morgen funktionieren.
Ein systematischer Austausch der Informationen zwischen den Anlagenherstellern und -betreibern, Messtechnikern und InstandhalterInnen ist derzeit noch selten. „Gerade unseren heimischen Unternehmen bietet aber die Industrie 4.0 zahlreiche Chancen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein“ so Andreas Blug von der Rolf Weber Gruppe in Schauenstein. Die Region habe mit der Hochschule Hof und dem iisys hier einen absoluten Vorteil. „Wir sollten diesen Vorteil nutzen, indem wir uns vernetzen, unser Know-How zusammenbringen und so voneinander profitieren“, so Blug weiter. Gerade in der Region gebe es eine stark familiengeführte, mittelständische Unternehmensstruktur, die gute Voraussetzungen für den Austausch böte. „Lassen Sie uns doch die Köpfe einfach zusammenstecken“, so lautete sein Aufruf an die Unternehmer.
Prof. Dr. Ing. Valentin Plenk ist Leiter des Institut für Informationssysteme der Hochschule Hof und stellte in seinem Vortrag zu Assistenzsystemen in der Produktion Projekte vor, die im Rahmen des Forschungsprojektes "Wirtschaft 4.0: Die digitale Transformation" entstanden waren. Durch Vernetzung von Produktionsanlagen und Sensoren ergäben sich viele neue Möglichkeiten. „Damit stehen die Daten im Idealfall den Maschinenherstellern, Anlagenbetreibern und im Idealfall auch den InstandhalterInnen zur Verfügung“, so Plenk. Er rief die Firmen dazu auf, sich mit dem iisys kurzzuschließen: "Kommen Sie zu uns, sprechen Sie mit uns, dann können Sie mit uns konkrete Projekte angehen. Die Forschungsgelder sind bereits da, besser geht es nicht."
Auch bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit Dr. Christian Heinrich Sandler, Vorstand der Sandler AG, dem Präsidenten der Hochschule Hof Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann und Dr. Hanns-Peter Ohl, Geschäftsführer der Netzsch-Gruppe, Landrat Dr. Oliver Bär und den Referenten des Abends waren sich alle einig, dass die Region mit der Hochschule Hof und dem iisys als Partner hervorragende Voraussetzungen besitze, um von der Digitalisierung profitieren zu können. „Die Digitalisierung wird die Wahrnehmung und das Ranking von Regionen verändern“, so Landrat Dr. Oliver Bär.
Dr. Christian Heinrich Sandler hob die wesentliche Rolle der Mitarbeiter beim digitalen Wandel hervor: „Wir werden den Wandel Stück für Stück gemeinsam mit unseren Mitarbeitern proaktiv mitgestalten.“ Diese müssten permanent in den Innovationsprozess eingebunden sein. Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann sah die Herausforderung für die Hochschulen darin, zukünftig interdisziplinär zu arbeiten. „Der Ingenieur der Zukunft muss auch etwas von Informatik und Wirtschaft verstehen wie auch umgekehrt der Informatiker etwas von Technik und Wirtschaft “, so der Hochschulpräsident.
Alle nutzten im Anschluss gerne die Gelegenheit zum Austausch über das Thema und über Möglichkeiten, sich zu vernetzen.